harte Kampfkunst und weiches Tai Chi (Teil 2)

Warum entstand unser Tai Chi Stil aus einer sehr harten Kampfkunst und dem weichen Tai Chi?

Schon oben habe ich erwähnt, dass u.a. gesundheitliche Aspekte für die Entstehung des Dang Lang Tai Chi Stiles mit verantwortlich waren. Es ist nicht auszuschließen, dass gesellschaftliche Ereignisse in China dabei auch eine Rolle spielten. Der Opiumkrieg (um 1840) war ein Ergebnis des massenhaften Mißbrauchs des Opiums in der Bevölkerung. Der Kaiser wollte dies unterbinden und ließ britisches Opium verbrennen und provozierte damit die britische Imperialmacht. Der Ausgang des Opiumkrieges änderte nichts an dem Opium-Handel der Briten mit den Lokalfürsten und somit an dem krankmachenden Konsum des Opiums innerhalb der Bevölkerung.

Im Boxeraufstand 1900 kämpften die Meister mit ihren traditionellen Mitteln und hatten gegen Gewehre und Kanonen der europäischen Mächte keine Chance.  Die traditionellen Kampfkünste waren als Hauptinstrument von Armeen in kriegerischen Auseinandersetzungen nicht mehr zeitgemäß. Das mussten die Meister erkennen. Kampfkunst als Kriegshandwerk war in eine Sackgasse geraten. Könnte dies traditionelle Kulturgut in der Art verändert werden, dass es anderen Zwecken dient? Zeigten die vielen kranken Menschen nicht die neue Perspektive auf? Könnte man die Bewegungen der Kampfkunst nicht so verändern, dass sie die Menschen wieder gesund macht?

Beide einschneidenden Ereignisse mögen beim Entwickeln des Tai Chi Chuan zu einer meditativ orientierten Bewegungsweise, die die Erlangnung bzw. die Erhaltung seelisch-geistiger und körperlicher Gesundheit zum Hauptschwerpunkt erhebt, in den Hinterköpfen einiger Meister gewesen sein. Für diesen Wandel stehen die zwei Großmeister Yang Chengfu und Wu Jianquan. Etwa zur selben Zeit oder durch diese Beiden inspiriert, entwickelte Trieu Thian Chan den Stil des Dang Lang Tai Chi Chuan.

Quellen: Großmeister Lin, Gerhard Milbrat , Meister Sascha Hammel (Shaolin Tempel e.V.), Martin Bödicker/Armin Sievers